Wenn alles nicht klappt – und das okay ist
Vielleicht kennst du das: Dein Kind gibt sich große Mühe bei den Hausaufgaben, beim Sport oder einem Hobby – aber es will einfach nicht gelingen. Frust macht sich breit, Tränen fließen, manchmal fliegt sogar etwas durch die Gegend. Als Eltern stehen wir dann oft ratlos daneben. Wie tröstet man, ohne zu beschönigen? Wie motiviert man, ohne Druck auszuüben? Und wie bringt man Kindern bei, dass Fehler keine Katastrophe, sondern Chancen sind?
In diesem Artikel schauen wir uns gemeinsam an, warum Kinder zwischen 6 und 12 oft Schwierigkeiten haben, mit Misserfolgen umzugehen, wie du sie liebevoll stärkst – und wie ihr gemeinsam daran wachsen könnt.
Fehler als Lernchance begreifen
Warum ist Fehlerakzeptanz so schwer?
Kinder in der Grundschule und im frühen Jugendalter wollen dazugehören, Anerkennung bekommen und zeigen, was sie können. Fehler werden da schnell als Makel empfunden – und nicht als Teil eines natürlichen Lernprozesses. Dazu kommen oft:
- Leistungsdruck (von Schule, Umfeld, manchmal auch unbewusst von uns Eltern)
- Perfektionismus („Ich darf nichts falsch machen“)
- Vergleich mit anderen Kindern
- Angst vor Kritik oder Ablehnung
Die gute Nachricht: Du kannst mit einfachen Strategien dazu beitragen, dass dein Kind Selbstvertrauen gewinnt – auch und gerade in Momenten des Scheiterns.
Tipps & Strategien: So stärkst du dein Kind im Umgang mit Fehlern
Herausforderung | Was du tun kannst |
---|---|
Angst, nicht gut genug zu sein | Zeige: Du liebst dein Kind unabhängig von Leistung |
Perfektionismus | Betone den Mut, es zu versuchen – nicht nur das Ergebnis |
Frust bei Fehlern | Erkenne an, dass es okay ist, enttäuscht zu sein |
Vergleich mit anderen | Hebe individuelle Stärken deines Kindes hervor |
Kritikempfindlichkeit | Übe konstruktives Feedback spielerisch ein (z. B. beim Basteln oder Kochen) |
Was bei uns geholfen hat
Ich erinnere mich noch gut an die Phase, in der mein Sohn beim Zeichnen ständig ausgerastet ist, wenn etwas nicht sofort geklappt hat. Der Radiergummi war im Dauereinsatz, und irgendwann wollte er gar nicht mehr zeichnen. Ich versuchte, ihn zu loben, aber das wirkte oft nicht ehrlich genug.
Dann änderten wir unsere Strategie: Wir machten eine „Fehlergalerie“ – einen Platz an der Wand, an dem er seine „missglückten“ Bilder aufhängen durfte. Was anfangs nur halbherzig geschah, wurde bald zum Highlight. Wir lachten gemeinsam über zu große Ohren oder schiefe Häuser und gaben jedem Bild einen lustigen Titel.
Heute ist er der erste, der sagt: „Ach, das war mein dritter Versuch – die ersten beiden sahen aus wie explodierte Toastbrote!“ Fehler machen ihm keine Angst mehr, sondern gehören einfach dazu.
So hilfst du deinem Kind, motiviert zu bleiben – trotz Rückschlägen
- Fehler entdramatisieren
- Erzähle von eigenen Missgeschicken. Zeige, dass auch Erwachsene manchmal scheitern.
- Mut zum Ausprobieren loben
- Nicht nur das Ergebnis zählt. Sag Sätze wie: „Ich finde toll, dass du dich getraut hast, das zu versuchen.“
- Gefühle ernst nehmen
- Wenn dein Kind enttäuscht ist: Nicht sofort beschwichtigen. Sag: „Ja, das ist gerade wirklich blöd. Ich bin bei dir.“
- Ziele realistisch setzen
- Lieber kleine Schritte planen als große Erwartungen schüren. Fortschritt statt Perfektion.
- Rituale einführen
- Zum Beispiel: Jeden Abend drei Dinge benennen, die gut gelaufen sind – auch kleine Erfolge.
- Belohnungssysteme hinterfragen
- Statt „Wenn du das schaffst, bekommst du…“ lieber intrinsische Motivation stärken: „Wie fühlst du dich, wenn du das selbst geschafft hast?“
- Geduld üben (auch als Eltern!)
- Nicht immer sofort eingreifen. Kinder brauchen Raum zum Üben und zum eigenen Scheitern.
Fazit: Fehler sind keine Stoppschilder, sondern Wegweiser
Wir leben in einer Welt, in der Erfolge oft laut gefeiert und Misserfolge lieber verschwiegen werden. Doch gerade für unsere Kinder ist es wichtig, zu lernen, dass Scheitern nicht das Ende, sondern ein ganz normaler Teil des Lebens ist.
Ein Kind, das weiß: „Ich darf Fehler machen – und werde trotzdem geliebt“, entwickelt langfristig mehr Selbstbewusstsein und Resilienz. Mach Fehler zu Freunden, die euch etwas beibringen. Und sei dabei selbst das beste Vorbild – mit Geduld, Humor und echtem Interesse am Weg, nicht nur am Ziel.
FAQ: Deine Fragen, unsere Antworten
1. Mein Kind wird wütend, wenn es verliert – was tun? Bleib ruhig. Benenne die Gefühle: „Du bist enttäuscht, weil du nicht gewonnen hast.“ Biete Trost, aber auch Perspektive: „Beim nächsten Mal kannst du es wieder versuchen.“
2. Wie erkläre ich meinem Kind, dass Fehler normal sind? Erzähle eigene Geschichten. Lies Bücher, in denen Figuren scheitern und wachsen. Sag Sätze wie: „Jeder macht Fehler – so lernen wir.“
3. Ab wann verstehen Kinder das Konzept von Fehlern? Schon ab dem Vorschulalter merken Kinder, dass Dinge „falsch“ laufen können. Wichtig ist, wie du darauf reagierst. Verständnis und Gelassenheit helfen, Angst vor Fehlern zu vermeiden.
4. Soll ich mein Kind für schlechte Noten bestrafen? Nein. Schlechte Noten sind ein Signal, nicht ein Grund für Strafe. Frag nach den Ursachen und überlegt gemeinsam, was hilft. Fehler bieten Lernchancen.
5. Mein Kind gibt schnell auf – wie kann ich es motivieren? Fördere Durchhaltevermögen mit kleinen Erfolgserlebnissen. Gib Rückmeldung zum Fortschritt, nicht nur zum Endergebnis. Und vor allem: Glaube an dein Kind – es merkt das.